Melbourne, den 5. 4. 2002 Hallo Freunde! Es regnet, bzw. es hat geregnet, oder es regnet noch. So genau kann man das Wetter naemlich hier in Melbourne nicht voraussagen, denn diese Stadt ist beruehmt fuer seine 4 Jahreszeiten am Tag. Ein Beispiel: Gestern am Morgen schien die Sonne, aber es war herbstlich kuehl, im Laufe des Vormittags Regenschauer, Mittags bricht ploetzlich die Sonne durch und nur mit T-Shirt durch die Gegend zu laufen ist sehr angenehm, nachmittags frischt dann ein kalter Seewind auf und Wolkenberge tuermen sich ueber einen. Also kein Wunder, dass ich einen Schnupfen habe. Wenigstens gehts Eva gut, naja, bis auf die grosse Menge von Hausaufgaben, die sie taeglich zu erledigen hat. Aber schliesslich arbeitet ihr Kurs auf das First Certificate of Cambridge hin. In ihrem Kurs sind ca. 12 Leute, darunter eine Deutsche, Annette, bei der wir diesen Montag zum Dinner eingeladen waren. Sie wohnt zusammen mit ihrem Mann Juergen, der hier als Mikrochirurg fuer 2 Jahre in einem Hospital arbeitet, in Richmond, einem neben dem Zentrum liegenden und sehr vornehmen Viertel. Weiter sind in dem Kurs noch Japaner, ein Schweizer und eine Koreanerin vertreten. Also doch, wie von ihr vermutet, viele Asiaten, die hier in der Stadt mindestens die Haelfte der Bevoelkerung ausmachen!! Natuerlich sind, wie ich vermute, viele von ihnen australische Staatsbuerger. Der hohe Anteil an Asiaten schlaegt sich neben den asiatischen Restaurants (sehr zu empfehlen!!) auch in ganzen Strassenzuegen nieder, so haben wir zu Beginn unseres Aufenthalts China Town besucht und letztes Wochenende sind wir durch Little Vietnam geradelt. Ach ja: Die Griechen stellen neben den Asiaten den groessten Anteil an Einwanderern dar: Die groesste griechische Gemeinde ausserhalb Griechenlands!! (Die griechische Strasse entdecken wir demnaechst!) Nun aber zurueck zu den Sehenswuerdigkeiten. Als ich den letzten Teil des Reiseberichts gelesen habe, habe ich - neben den vielen Rechtschreibfehlern (Entschuldigung!) - festgestellt, dass ich doch tatsaechlich die Himmelsrichtungen verwechselt habe: Der Fluss Yarra, der sich durch die Stadt zieht, liegt nicht im Norden des Zentrumrechteckes, sondern im Sueden!! Aber zu meiner Verteidigung: Als ich mich anfangs in der Stadt nach den Himmelsrichtungen orientieren wollte, kam ich gehoerig durcheinander, denn die Sonne wandert hier nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach links. also vermutete ich zuerst, dass die Sonne hier im Westen auf- und im Osten untergeht. Aber das war natuerlich Nonsens, denn da wir uns auf der suedlichen Halbkugel befinden, steht die Sonne nicht im Sueden, sondern im noerdlichen Himmel und wandert wie in Europa auch von Osten nach Westen, nur halt nicht durch den suedlichen Himmel. Ganz schoen verwirrend!! Also noch mal zum Mitschreiben, v. a. fuer alle, die wie ich Kartenfanatiker sind und sich gerne einen Stadtplan bildlich vorstellen: In der Mitte des imaginaeren, genordeten Stadtplanes befindet sich das Rechteck des Zentrums. Darunter, also im Sueden, der Fluss Yarra, an dessen suedlichem Ufer sich die Southbank befindet. Wenn ihr nun auf diesem Plan vom Zentrum aus nach links oben geht, also nord-westwaerts, dann kommt ihr zu unserer Wohnung im Stadtteil Ascot Vale, direkt neben der Pferderennbahn Melbournes, dem Flemington Racecourse. (Fuer alle, die uns scchreiben wollen: Eva und Robert Aichner, Unit 3, 28 - 30 Langs Road, Ascot Vale, 3032, Melbourne, Victoria, Australia). Von dort tuckeln wir taeglich mit der Trambahn, oder mit Bus und Zug (mehr eine S-Bahn) ins Zentrum, denn hier ist Evas Sprachenschule und ich erledige hier meinen Busking-Job! Mit der Tram (ja, es gibt hier eine Tram!!) dauert es aber eine Ewigkeit, so langsam wie die tuckelt, denn von Beschleunigung oeffentlicher Verkehrsmittel haben die hier in Melbourne noch nie etwas gehoert. Und dazu haelt sie an jeder Strassenecke. Aber es hat was Nostalgisches! Zurueck zum Centre: Um das Rechteck herum faehrt die Circle-Tram, eine kostenlose, rotfarbige Tram fuer Touristen, in der durch Lautsprecheransagen die Sehenswuerdikeiten auf dem Weg erklaert werden. Ganz toller Sevice! Elton John, der uebrigens hier demnaechst ein Konzert gibt, war bei einem seiner Besuch so begeister von ihr, dass er sich eine von den roten Trams gekauft hat. Durch die City wiederum fuehrt die "Golden Mile", eine fuer Touristen konzipierte Strecke, erkennbar an kleinen runden Messingplatten, die im Abstand von einem Meter in den Teerboden eingelassen sind, und die einen an den wichtigsten Sehenswuerdigkeiten der Stadt vorbeifuehren. (Ideal fuer Strassenmusizieren, denn an dieser Strecke schnueffeln die Touristen entlang und einmal habe ich sogar 30 Dollar, also 15 Euro verdient!) Diesen Weg gingen wir auch an unserem 2. Wochenende hier in Australien (Das erste verbrachten wir noch bei meiner Tante Christa, in ihrem Swimming Pool badend und auf dem zum Haus gehoerigen Tenniscourt spielend! Ach ja: Und dann fuhren wir noch an diesem Wochenende mit dem Auto durch den Dandenong Nationalpark, mit einem kuriosen Stop: Christas Mann Karl, der 1960 mit dem Schiff hierher ausgewandert ist, und der zusammen mit Tschechen im Melbourner Fussballclub Slavia Melbourne (sic!) gespielt hat, fuehrte uns im Nationalpark an einen Tennisplatz, wo seine ehemaligen Fussbalfreunde jedes Wochenende Tennis spielen, damit Eva mal Tschechisch reden kann; und wirklich: alle dort redetet Tschechisch und wir fielen gar nicht auf, als wir auf Tschechisch "Dobry Den!" gruessten. Und dann war da noch das Erlebnis mit dem blinden Tschechen, der an dem Court stand und uns in ein Gespraech verwickelte. In dessen Verlauf kam dann seine unglaublich interessante Lebensgeschichte ans Tageslicht: Geboren in Maehren, im 2. Weltkrieg Partisan, kaempfte auf der Seite der roten Armee gegen die Deutschen, gefangen und ins KZ in Italien gesteckt, befreit von den Amerikanern, nachdem er neben Tschechisch auch Russisch, Deutsch und Italienisch beherrscht, spannten ihn die Amerikaner fuer Geheimdienstarbeit beim CIA in Wien ein, dann in den 50gern ist er nach Australien ausgewandert. Verrueckt, oder!!??) Aber ich schweife zu sehr ab. Zurueck zur Golden Mile: Also sie beginnt am Einwanderungsmuseum. 2. Station ist der Rialtotower, das hoechste Gebaude der Stadt und der suedlichen Hemissphaere. Das Observationdeck ist zu empfehlen, denn man hat einen 360 Grad Rundblick ueber die Stadt; und man darf nicht den 20-minuetgen Film ueber Melbourne und Umgebung versaeumen, mit atemberaubenden Luftaufnahmen (haben wir natuerlich als Video gekauft!). Dann schlaengelt sich der Weg durch das Bankenviertel. Sehr sehenswert, denn neben den Kirchen sind das die praechtigsten, alte wie neue Gebaeude der Stadt (da weiss man, wer die Macht hat!). Dann durchwandert man tollen Passagen, es geht vorbeit an einigen Kirchen - es gibt hier eine Unmenge an unterschiedlichen christlichen Religionen: Katholiken, Anglikaner, Presbyterianer, Unionisten, Lutherianer, Mormonen..., und die Stadt hat auch eine juedische Synagoge, die anders als in Deutschland, nicht durch Videokameras, Sperrbauten und Polizeipraesenz geschuetzt ist (da weiss man, was in Deutschland eigentlich los ist!!) - dann zieht sich der Weg an dem Old Treasury Building vorbei, in dem man die Geschichte der Goldgraeber Victorias studieren kann, denn durch Goldfunde im Westen der Stadt begann der Boom Melbournes! Vorbei gehts am Parliament und dem Olden Gaol, einem gespenstischen ueber 100 Jahre alten, aber nicht mehr benutztem Gefaegnis - die Melbourner sind uebrigens stolz, dass ihre Stadt sich nicht auf ein Gefangenenlager gruendet, wie z. B. Sidney - . Der Weg endet im Carlton Park, in dem das Museum of Melbourne steht. Dort kann man die Stadtgeschichte studieren. So. Das sind erstmals die Basics der Sehenswuerdikeiten und ich glaube, bei der Menge an Infos liest sowieso nur noch ein Viertel das Ende dieses Berichtes. Aber es gibt halt viel zu erzaehlen. Z. B. ueber die wunderschoenen Gaerten, die das Stadtzentrum umgeben, oder ueber unsere Wochenendausfluege, denn wir halten uns nicht nur in der Stadt auf. Aber dazu dann mehr im naechsten Reisebericht! Jetzt wuenschen Eva und ich euch erstmal ein schoenes Wochenende und natuerlich wie immer, die australische Verabschiedung: See You!!!!! Robert |