Mittwoch, 26. Juni, 11:45 Uhr auf dem Pacific Highway Nr. 1

Wir sitzen zum ersten mal in T-Shirts im Campervan. Die Sonne brennt heiß vom Himmel. Auch die Nacht auf dem toll gepflegten Campingplatz, der als Seeräuberkolonie mit Schatzinsel und großen für Kinder zum Spielen gedachten besteigbaren Holzschiffen gestaltet ist, war angenehm warm. Man merkt, dass die Grenze zu Queensland naht!

21 Uhr in Graftern am Pacific Highway Nr. 1

Man darf sich unter dem Begriff ”Highway” nicht eine großzügig ausgebaute Autobahn vorstellen; vielmehr der Vergleich mit einer Bundesstraße in schlechtem Zustand ist passend. Und doch ist dieser Highway Nr. 1 – meist nur eine Spur in jede Richtung – ein vielbefahrener, meist am Tag. Nachts brausen einem nur die wie Weihnachtsbäume beleuchteten Trucks entgegen.

Heute sind wir wieder ein gutes Stück gen Norden gefahren und somit der Sonne entgegen. Leider mussten wir viele Sehenswürdigkeiten am Straßenrand stehen lassen und eine Auswahl treffen, aber die am Autofenster vorbeiziehende Landschaft hatte auch seinen Reiz.

Wir starteten spät, um 11 Uhr, los von Forster und steuerten als erstes den Hafenort Port Macquarie an. Warum gerade diesen? Wenn die Koalas nicht zu uns kommen, dann kommen wir halt zu ihnen: Port Macquarie gilt als die Koalahauptstadt Australiens, nicht nur wegen des Koalaparks in Billabong, sondern besonders wegen des einzigartigen Koalahospitals, das neben einer Koalabrutanstalt in dieser Stadt angesiedelt ist. Dieses Hospital ist einem Kleinzoo ähnlich, verfügt es doch über ein Dutzend Freigehege, in denen die Koalapatienten auf Holzgerüsten meist vor sich hindösend sitzen, oder ihre als Schutz vor allzu neugierigen Touristenblicken auf den Holzbauten errichteten Eukalyptuszweige als Mahlzeit aufessen. Einige sitzen auch, ihren grauen Pelzrücken dem Zaun zugewandt, auf den Astgabeln der auf dem Areal des Hospitals sich befindenden Eukalyptusbäume. Das wäre alles ja ein unglaublich süßer Anblick, wäre da nicht die zum Teil grausamen Geschichten, die die Tragödien erzählen, die ihnen widerfahren sind, bevor sie zur Heilung oder auch als Waisen im Hospital aufgenommen wurden. Einige wurden mit Verbrennungen 3. Grades verursacht durch Waldbrände ins Hospital eingeliefert; andere überlebten knapp eine Attacke eines freilaufendes Hundes, und wiederum andere wurden böse von Autos überfahren. Eine kuriose Geschichte, die vom Koala Pebbles möchte ich berichten. Die Mutter von Pebbles war schon öfter in Behandlung des Hospitals, wurde sie doch viermal von Autos angefahren. Das vierte Mal überlebte sie nicht. Die Koalasanitäter fanden nur noch den leblosen Körper auf der Straße. Doch wie durch ein Wunder fanden die “Lebensretter” im Beutel des Muttertieres ein kleines Baby, das überlebt hatte und vollkommen unter Schock stand. Sie nannten es Pebbles und päppelten es im Hospital auf. Pebbles selbst brachte in diesem drei Koalas auf die Welt, die, nachdem sie ausgewachsen waren, in die Freiheit entlassen wurden. Pebbles jedoch tat diesen Schritt nie, denn sie überwand den Schock am Anfang ihres Lebens nie. Im Januar diesen Jahres ist sie im Hospital gestorben.

Vor dem Hospital gelegen ist eine im Jahre 1890 erbaute, hölzerne Villa, das Roto House, das einen interessanten Einblick in die Lebensweise um die Jahrhundertwende und der 1920er Jahre in Australien gibt, befindet sich doch in den Räumen ein originales Interieur.

Ja, Port Macquarie sollte man auf seinem Weg nach Queensland nicht links liegen lassen! Auch unsere zweite und letzte Station des Tages legen wir den zukünftigen Australienreisenden wärmstens ans Herz: Das Smoky Cape Lighthouse, also ein Leuchtturm an der nördlichen Küste des Hat Head NP, der östlich des am Highway Nr. 1 gelegenen Ortes Kempsey liegt. Schon der Weg dorthin ist eine Reise wert, denn er führt durch eine subtropische Sumpflandschaft mit Zuckerrohr-, Bananen- und Orangenfeldern. Bereits ab Forster stößt man auf diese sehenswerte Landschaft, die durch die zahlreichen nur wenige Kilometer von der Meeresküste entfernten Seen, z.T. Salzseen, nur verschönert wird. Auch eine Menge an Flüssen strömt breit gen Ozean, aus den am westlichen Horizont stets zu sehenden Bergen der Great Dividing Ranges. So fuhren wir Hunderte von Kilometern durch diese an die Südstaaten der USA erinnernde Gegend nach Smoky Cape (Der Name ist auf Captain Cook zurückzuführen, der dem Kap den Namen gab, als er 1770 mit seinem Schiff vorbeisegelte. Er sichtete damals wie auch 1802 Captain Flinders auf der ersten Umsegelung Australiens, Rauchschwaden, die von Feuern der Aboriginies stammten, die am Strand Fische brieten), wo sich der besagte Leuchtturm befindet. Er ist einer der meistbesuchtesten Leuchttürme Australiens. Das liegt zu einen an der wunderschönen Küste, an der er sich befindet. Dann ist er einer der ältesten des Kontinents, 1891 errichtet. Und zuletzt ist er ein begehrter Ort für Whale-Spotting. Ja, wir lasen in unserem Reiseführer, dass man von dem Hügel, auf dem der Leuchtturm steht, in den Monaten Juni / Juli Wale sichten kann, die sich aus den kalten südlichen Gewässern in die Gegend des Great Barrier Riffs begeben, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen. Gespannt durchkämmten wir die Fluten nach Fontänen und Schwanzflossen der Riesensäuger und tatsächlich, nur ganz kurz, konnten wir in der Ferne diese Kennzeichen der Wale ausmachen. Nachdem wir wirklich das Glück haben, gerade zur richtigen Zeit in Australien für das Walesichten zu sein, hoffe ich, dass wir noch die Gelegenheit haben werden, diese fantastischen Tiere aus nächster Nähe von einem Boot aus zu beobachten.

Den Abend befanden wir uns wiederum auf dem Highway Nr. 1, nur durch einen kurzen Stop zum Abendessen unterbrochen, das wir – sehr romantisch – bei Vollmondlicht am Sandstrand, das tobende Meer beobachtend, einnahmen. Diese Fernstraße wird unser Hauptweg bleiben, bis wir Cairns erreichen.

Heute gefahrene Kilometer: 490