Montag, 24. Juni, 13:00 Uhr, mitten im Wollemi NP (13. Tag unserer Campervan-Rundreise)

Wir machen Mittagsrast am Straßenrand. 80 km liegen hinter uns, 80 km vor uns. Um uns nur Eukalyptuswald des Wollemi NP, der größte hier in New South Wales. Zum Teil noch verkohlte Baumstämme. Das große Buschfeuer im letzten Jahr hat auch hier seine sichtbaren Spuren hinterlassen. Die Sonne ist auch im “tiefsten Winter” unglaublich stark. Sie brennt mit ca. 20 – 25° vom Himmel. Ab und zu braust ein Truck vorbei. Sonst Ruhe und Wildnis.

Man kann sich gut vorstellen, wie einmal die Wildnis Australiens vor der weißen Besiedelung ausgesehen hat. Obwohl man sagen kann, dass auch heute noch großartige Natur erhalten ist, denn der “Weiße Mann” hatte ja nur etwas mehr als 200 Jahre Zeit, sich die Natur Untertan zu machen. So blieben die ursprünglichen Wälder hier von den Massenrodungen, die in Europa im Mittelalter unternommen wurden, weitgehend verschont.

Hier im Umkreis von Sydney stößt man unweigerlich auf die Anfänge der Kolonialisierung. So waren wir vor ein paar Tagen in der zweiten Siedlung des Kontinents, der heutigen Stadt Pammatta; heute suchten wir das älteste noch stehende Holzhaus auf, die Hawkesbary Heritage Farm, und besichtigten die älteste Kirche Australiens in dem Ort Ebenezer, ein eher unscheinbarer Sandsteinbau aus dem Jahre 1809, in dessen Nähe sich ein alter Friedhof befindet, auf dem sich alte Grabsteine befinden, die all die Härte des frühen Siedlerdaseins in Stein gemeißelt vor Augen führen. Zahlreiche Siedler starben in jungen Jahren. Zurück aber zum Anfang des Tages. Gestern noch fuhren wir von Blackheath nach Lithgow und weiter die Bells Line Of Road entlang, die etwas nördlich des Great Western Highway ebenfalls die Blue Mountains durchkreuzt, jedoch wesentlich attraktiver zu befahren ist. Nach einer wiederum frostigen Nacht brachen wir auf zu den oben genannten Sehenswürdigkeiten, die sich in der Gegend um Windsor befinden. Zuvor jedoch mussten wir noch den Tank füllen und ich war nicht wenig erstaunt, als sich der Tankwart als ausgesprochener Fußballfachmann entpuppte – ein Aussie, der die WM verfolgt, kommt hier so selten vor wie ein Känguru in Europa! – und uns über die Neuigkeiten der WM-Endrunde informierte. Das Rätsel klärt sich auf, als er auf meine Frage nach seinem Favouritteam – Brasilien – den Grund für diese Wahl nennt: Er hat 2 brasilianische Adoptivsöhne, die natürlich begeisterte Fußballfans sind! Die Gegend um die Bells Line Of Road erweist sich als äußerst fruchtbar, fahren wir doch an zahlreichen Apfelplantagen vorbei, die zu günstigen Preisen unsere beiden Lieblingssorten, Pink Lady und Fuji, anbieten. Auch stoßen wir auf hügeliges Weideland, das von Pferden und Kühen bevölkert ist, ebenso wie auf Tabakfelder. Das ändert sich jedoch schlagartig, als wir uns nach Norden wenden, die Straße nach Singelton folgend, die kurz nach Windsor in den Wollemi NP eintritt und auf 160 km Länge nur Wald zu bieten hat.

Heute gefahrene Kilometer: 413