Dienstag, den 16. Juli, um 17:30 Uhr im Beach House nördlich von Cape Tribulation

Es wurde hart gerungen vor über 20 Jahren, um die 0,3% ursprünglichen tropischen Regenwald vor der Abholzung zu bewahren. Vor 50 Millionen Jahren noch bedeckte er fast den ganzen australischen Kontinent. Als die europäische Besiedelung begann, war nur noch 1% wegen den Klimaveränderung übriggeblieben, von denen wiederum über die Hälfte der Holzindustrie zum Opfer fiel. Hätten sich die Umweltschützern nicht so vehement Anfang der 1980er gewehrt, so wären weiter Teile des Regenwaldes im äußersten Norden Queenslands den Holzfällern zum Opfer gefallen, die hier Jagd nach dem wertvollen Zedernholz machen. Die Bewohner dieser Halbinsel hatten damals Partei für die Holzindustrie ergriffen, da sie in dieser verlassenen Gegend Arbeitsplätze garantierte. Das änderte sich jedoch, als bedingt durch den weltweit Aufsehen erregenden Kampf um den Erhalt des Waldes die unglaubliche Schönheit diese Naturreservats erkannt wurde und nach und nach Touristen eintrudelten. Mittlerweile ergeben sich die ersten Probleme, die Touristenfluten einzudämmen, die tagtäglich in die Region strömen und den erwünschten Ökotourismus beträchtlich erschweren. Jedenfalls geht es den Ferienressorts hier bestens und man hat Glück, wenn man noch einen freien Schlafplatz ergattert. Unser Glück blieb uns treu und so können wir hier im Beach House, nachdem wir nach nur einer Nacht die paradiesische Farm verlassen mussten, für 9 Euro die Nacht zelten, mitten im Regenwald, umgeben vom Holzhäusern für Touristen, und einige Meter vom Strand entfernt.
Rainforest meets the Riff, also Regenwald begegnet dem Riff, so lautet der Werbespruch dieser Region, denn nur ein schmaler Meeresstreifen trennt die zwei Naturwunder, die beide unter dem Schutz des erhaltenswerten Welterbe stehen. Der Regenwald mündet hier direkt in den Ozean und so kann man hier nur bei Ebbe am Strand liegen oder dort spazieren gehen. Beides stand heute zusammen mit dem Lokalitätenwechsel auf dem Programm und den Abend verbringen wir gerade gemütlich auf der Veranda der Camperküche sitzend, all die tropischen Früchte verschmausend, die wir heute kostenlos auf der Farm pflücken durften. Somit sind wir stolze Besitzer von 6 saftigen Sternfrüchten, einigen Lychees und wenigen Passionsfrüchten. Auch hier sind wir von wilden Tieren umgeben: Am Fensterladen des benachbarten Holzhauses hängen zwei zartgliedrige handtellergroße Spinnen in ihrem Netz und um uns herum rascheln schwarzgefiederte Truthähne mit rotem Hals wie Kopf, die mich wegen ihres gelben Federrings am Halsansatz an die deutschen Nationalfarben erinnern, im Laub am Boden. Aber man ist hier wirklich nur ein Eindringling und der Regenwald wie dessen Bewohner holen sich ihr angestammtes Recht und können doch etwas den Tourismus in Schach halten. Aber ich glaube, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Menschenmassen auch diese unberührte Natur zertrampelt haben.