How are you going? (Melbourne 16. Mai 2002) Es ist ganz schoen kalt geworden. Vor einer Stunde hatte es ein Gewitter und die Temperatur ist rapide gefallen, so dass mir beim Saxofonspielen die Finger eingefroren sind und ich deshalb aufgehoert habe. Nun muessen wir halt 4 Wochen in der Kaelte ausharren, bis wir gen Norden in die Sonne und Waerme starten. Diese Wochenende werden wir nach Sovereign Hill fahren, eine Goldgraeberstadt. Wieder einmal durch Zufall und Glueck sehr billig, denn die 1 1/2-stuendige Zugfahrt kostet uns hin und zurueck nur 5 Euro, da an diesem Samstag ein speziell verbilligtes Zugticket angeboten wird.
Von der Zukunft aber zurueck in die Vergangenheit, denn es steht noch mein Bericht ueber unseren Besuch am Flemington Racecourse aus. Am 11. Mai (Samstag) brachen wir gegen Mittag auf, zunaechst die langen Ziegelwaende des Racecourse entlangschlendernd, der neben der Pferderennbahn auch noch grosse Hallen fuer Tiershows beinhaltet und dementsprechend gross ist. Taeglich gehen wir diesen Weg zur Trambahn (wie ich berichtete liegt der Racecourse direkt vor unserer Haustuere). Den Haupteingang hineingehend wurden wir mal wieder mit der Tatsache konfrontiert, dass die Australier fuerwahr ein Autovolk sind, denn wir waren nahezu die einzigen, die dem Pferderennen zu Fuss entgegenstrebten. Aber bald ist die Fussgaengerzeit auch fuer uns vorbei, wenn wir uns mit unserem Campervan aufmachen. Bis dahin aber muessen wir die wirklich langen Strecken hier in Melbourne noch zu Fuss zuruecklegen. Dafuer emfping uns vor dem Eingang ein herrlich duftendes Rosenspalier, das den Fussweg zum K!
assenhaeuschen saeumte, ja Kassenhaeuschen, denn wir mussten fuer unseren Besuch wider Erwarten Eintritt zahlen; nach einer kurzen Diskussion, ob wir uns die 4 Euro pro Person wirklich leisten sollten - wir waren ja noch nie auf einer Pferderennbahn und wussten gar nicht was uns erwarten wuerde - bezahlten wir den Eintritt und es sollte sich wirklich rentieren. Am Infostand gaben wir uns bei einer sehr freundlichen Frau als blutige Pferderennanfaenger zu erkennen und sie schlug uns gleich vor in 20 Minuten wieder bei ihr vorbeizukommen, denn dann koennten wir eine kostenlose Fuehrung mitmachen. Warum nicht, dachten wir uns und stiefelten zunaechst einmal auf eigene Faust los. Meine erste Feststellung: Mann, die sind ja alle super schick gekleidet! Ja Anzug, Kleid und Hut!! Und wir mit Jeans! Naja, wie wir bemerkten gab es auch normal gekleidete, die wurden aber wie wir strengstens per Zaun und Einlasskontrolle von den well-dressed people getrennt. Wir als Normalbuerger bega!
ben uns also zur Normalbuergertribuene, die ebenfalls durch gruenes Me
tallgitter, das immerhin von wunderschoenen Rosen bewachsen war, von den Tribuenen der oberen 10.000 getrennt war. Ja, genauso hatte ich mir das Pferderennenereignis vorgestellt: Ganz schoen versnobt!! Und als Hoehepunkt des Snobismus kurvten auf dem eingezaeunten Rasenstueck, auf dem vor und nach dem Rennen die Pferde samt Jockey den hohen Herrschaften vorgestellt werden, also das allerheiligste Caree der Pferderennbahn (dahinter befinden sich auch die very important Gebaude, in denen die Jockey vor und nach dem Rennen gewogen werden, ebenso die VIP-Lounge!) eine Anzahl von rausgeputzten Porsches rum, auf denen die Sponsoren stolz ihre Runde drehten. Es war Zeit fuer uns zum Infostand zurueckzukehren. Aber wo waren denn die vielen Leute, die wir fuer die Fuehrung vermuteten? Niemand da. Nur wir alleine! "Wollen sie zur Fuehrung?" frug uns eine reizende Dame, und ehe wir uns versahen bekamen wir eine fast einstuendige private Fuehrung durch das Areal des Racecourse, und was !
fuer eine! Zunaechst wurden wir zu den Pferdestaellen gefuehrt, in denen sich die Rennpferde vor und nach den Rennen aufhalten. Wir wurden ueber die strikten Regelungen informiert. So wird den Pferden vor und nach dem Rennen Blut abgezapft, um auch sicher zu gehen, dass ihnen waehrend des Rennens keine Aufputschmittel verabreicht werden. Angeregt unterhielten wir uns mit unserer Fuehrerin, so dass wir gar nicht bemerkten, dass wir zielstrebig genau auf das Caree zu strebten, auf dem vor ein paar Minuten noch die Porsche ihre Runde gedreht hatten. Ja, wir passierten ohne Hindernisse die heiligen Absperrungen und waren auf einmal mitten im Geschehen: Wir schritten die Strecke ab, die die Pferde vor dem Rennen abschreiten, hin zu dem Caree, wo sie dem hohen Volk vorgestellt werden; wir beobachteten inmitten der Anzugstraeger wie die Pferde samt Jockeys von einem eben zu Ende gegangenen Rennen zurueckkamen, um ebenfalls auf das Caree zu traben, auf dem wir uns befanden, die J!
ockeys betraten dicht neben uns das Gebaeude, in dem sich die Waage be
findet; wir hinter ihnen her; wir durften die Wiegeprozedur mitbeobachten; der Gewinner dieses Rennens wurde 1 Meter vor uns in gleissendem Scheinwerferlicht interviewt; wir wurden von einem aelteren Herrn ueber die elektronische Messung der Platzierungen der Pferde waehrend des Rennens informiert; ja wir hatten eine exklusive Einfuehrung in den Pferderennsport und waren dabei hautnah und live bei einem der Rennen dabei. Von wegen versnobt! Die Australier scheren sich ueberhaupt nicht darum, ob man in Jeans gekleidet ist, das Interesse zaehlt!! Und die Person, die sich dafuer interessiert! Sehr sympathisch! Danach wurden wir zum hoechsten Punkt der Zuschauertribuene gefuehrt, von der wir neben einem weiteren Rennen die fantastische Skyline Melbournes bewundern konnten, die in der Ferne uber dem Rennplatz lag. Zum Abschluss bekamen wir noch eine Ladung Kugelschreiber und 2 Anstecknadeln geschenkt, auf denen der Melbourne Cup abgebildet ist, der hoechste Preis, der einmal im J!
ahr im November vergeben wird (die Nadel kostet eigentlich 6 Dollar, aber wir bekamen sie umsonst). Alles in allem ein hoechst interessanter und informativer Nachmittag! Und meine Schlussbemerkung fuer heute: Die Australier sind wirklich aeusserst unkomplizierte Menschen und sie nehmen einen wie man ist, kein Schickimicki alla Muenchen! Jeder kleidet sich so, wie er mag. Jeder lebe so , wie er will. Ich habe z.B einen Obdachlosen erlebt, der jeden Tag an der gleiche Stelle sitzt, wie er mit einem Mann im Anzug ein anregendes Gespraech gefuehrt hat. Ja Leute, hier lohnt es sich wirklich zu leben!!!

Aber keine Angst, wir kommen sicher zurueck, den Europa ist halt mal unsere Heimat und es fehlen mir und auch Eva schon einige Dinge. Aber noch haben wir die Zeit in Australien und nutzen sie bis zum Ende aus!! Bis wir uns wiedersehen wuensche ich euch auch tolle Erfahrungen und ein bisschen waermeres Wetter als zur Zeit hier (aber meine Schwester Birgit sagte mit, dass es momentan sehr warm ist! Ihr Gluecklichen!)

Liebe Gruesse and See You!
Robert