Donnerstag, 13. Juni, 8:30 Uhr in Buxton

War das eine Nacht! Zunächst einmal absolvierten wir auf unserem Weg zum Campingplatz eine Wildlifetour: 2 Wombats trotteten gemütlich über die Straße und auch andere Tiere funkelten uns mit ihren Augen an und das inmitten von bewohnten Straßen. Kaum am Campingplatz angekommen, geht es los: Heftiger Regen, der die ganze nacht andauert, und auch jetzt noch regnet es. Wir haben aber nicht umsonst den Campervan, denn ein gemütliches Doppelbett ist unser eigen. Kurz nachdem wir es aufgebaut haben, verstärkt sich der Regen zu einem Regenguss und dazu kommt, quasi als Steigerung, ein Gewitter. In jedem Fall war die Nacht spannend und wir legen jetzt wieder los!

20:30 Uhr in Bright (Ort in den Australischen Alpen)

Wieder liegen wir relativ früh am Abend in den Schlafsäcken in unserem neuen Zuhause, dem Campervan und während Eva die Reiseroute für morgen aus den Tourismusprospekten heraussucht, lasse ich den heutigen Tag nochmals schriftlicherweise Revue passieren. 370 km haben wir absolviert und dabei prächtige Natur an unseren Autoscheiben passieren lassen, nicht dass wir zu faul wären, die Wanderschuhe zu schnüren und los zu wandern, nein, mehrere Gründe haben diesen Tag zum Autofahrtag werden lassen: Da wäre zunächst einmal das nasskalte Wetter zu erwähnen mit nur durch kurze Sonnenpausen unterbrochenen langandauerndem Regen. Zweitens wollen wir den größten Teil der Wanderungen in Nationalparks New South Wales’ und Queenslands unternehmen und weiter sollten wir nicht zu viel Zeit beanspruchen mit eher nebensächlichen Sehenswürdigkeiten. Aber was heißt nebensächlich. Wenn ihr die Stationen 2. Tages durchlest, dann werdet ihr feststellen, dass jede von diesen schon einen erlebnisreichen Ausflug garantieren würde.

1. Station: Von Marysville aufbrechend fuhren wir am Cathedral Nationalpark entlang (Mount, also “Berg” Cathedral mit 600m , worauf die Ansässigen mächtig stolz sind) nach Alexandra, eine reizende Kleinstadt; von dort zum Lake Eildon National Park (= NP ab sofort). Zur Stromgewinnung wurde der See Eildon schon vor 100 Jahren aufgestaut, wobei die heutige Staumauer aus den 50er Jahren stammt und mit dem Auto befahrbar ist. Einblick vom Damm lässt uns erstaunen: sehr niedriger Wasserstand! So niedrig, dass sogar der 1. Damm (1910) aus den Fluten herausragt. Seltsam, aber wir werden durch eine Frau in Alexandra aufgeklärt: Seit 4 Jahren herrscht in der Region “Dürre”, d.h,. es regnet bedeutend unter dem Soll, so dass der See nur noch 20% (sogar darunter) des ursprünglichen Wassers hat. (Wenn nur der Regen, der ausblieb über 4 Jahre, nicht in den nächsten Tagen runterkommt!). Trotz des eher irritierenden Anblicks besticht doch die Gegend um Eildon durch seine Naturschönheit, die v.a. durch die sanften Hügel hervorgerufen wird. Ja, wir befinden uns in den “Great Dividing Ranges”, eine Hügel- und Gebirgsformation, die sich vom Weste Victorias über New South Wales bis nach Queensland zieht, immer fast parallel und in gebührendem Abstand von der Meeresküste, und die eine Anzahl der bedeutendsten NP’s Australiens zu eigen hat.

2. Station: Wir fahren von Alexandra, wohin wir nach unserer Rundfahrt vom Eildon NP zurückgekehrt sind, nach Mansfield. Von dort könnte man auf den Mount Baller fahren, das nächstgelegene Skigebiet zu Melbourne, aber zu dieser Jahreszeit ist Kettenpflicht. 10 cm Schnee soll während der letzten Nacht gefallen sein, denn wie wir aus dem Radio erfahren haben, war das Gewitter letzte Nacht ein Ausläufer eines Blizzards, der über den Alpen tobte. Alpen!? Ja, gibt es auch hier, denn ein Teil dieses langgestreckten australischen Gebirgszuges wurde von dem Entdecker und Erforschen Hume im 19. Jahrhundert so genannt. Die Höhe der Berge hier lässt sich aber keinesfalls mit den europäischen Alpen vergleichen, denn ein 1500m – Berg ist schon ein Riese hier. Nun, wo liegt nun der alpine NP? Das Einfallstor im Norden ist der Ort Myrtleford, den wir über die Ortschaften Benalla und Wangaratta erreichten. Von Wangaratta bis Myrtleford nehmen wir eine Seitenstraße, die für die Touristen als “The Wine And Gourmet Food Drive” ausgeschildert ist. Schon den ganzen Weg hierher von Melbourne haben wir festgestellt, dass sich im Nordosten der Millionenstadt eine fruchtbare Gegend befindet. Zahlreiches Weideland, bevölkert von meist rabenschwarzen Kühen, gro0ßenteils Lämmer (wo bloß alle die Mutterschafe sind?), Ziegen und Pferden, die mit Decken vor der Nasskälte geschützt werden. (Fehlen eigentlich nur noch die Kängurus!) Die Landschaft um Benalla und Wangaratta ist von zahlreichen Flüssen und Bächen durchzogen, die fast alle ihren Ursprung in den Alpen haben. Sein münden fast alle in den Murray River, der wichtigsten Transportfluss Australiens, der sich im Aplin NP entspringend – wenn man sich auf der Landkarte die Grenze zwischen Victoria und New South Wales ansieht, dann liegt sein Ursprungsort genau dort, wo der schnurgerade Grenzverlauf endet – und als Grenzfluss Victorias und New South Wales trennend südlich von Adelaide in den Ozean sich ergießt. Wir steuern aber zunächst weg vom Murray River auf die Alpen zu und halten als erstes in Milawa einer Gourmethochburg, denn neben einer Senffarm, auf der wir im Verkaufsladen mindestens 20 verschiedene Senfsorten probieren konnten, bis wir uns entschieden, die Geschmackrichtung “Ingwer-Orange” zu kaufen, ist vor allem die Käserei ein Genuss, in der wir wiederum nach einer ausgiebigen Probierrunde zuschlagen, diesmal Ziegenkäse.

3. Station: Nun geht es unweigerlich hinein in die Alpen, waldbedeckte Hügelketten ziehen an uns vorbei und wiederum stoßen wir auf die Fruchtbarkeit in dieser Region: Weinreben, Apfelbäume, Beerenplantagen, Walnusshaine, Tabakfelder, Senffelder und sogar Orangenbäume lassen uns das Wasser im Munde zusammenlaufen. Wir aber steuern, nachdem wir Myrtleford hinter uns gelassen haben, auf Bright zu, der ersten Touristenhochburg der Alpen und brutzeln uns an einer Barbecuestelle wiederum Steaks als Abendessen. Nach einem Schlaftrunk in einem Pub gehen wir um 21 Uhr schläfrig ins Bett.