Mittwoch, 12. Juni, 6:45 Uhr in Melbourne Gemeinsam mit ein paar Frühaufstehern – Australier, vermute ich, sind eher Langschläfer – fahren wir durch
die regnerische Dunkelheit. Christa, jeden Morgen um 5 Uhr aufstehend, hat uns wieder einmal zum Bahnhof Bayswater gefahren, nach einem kalorienträchtigen Frühstück mit Schwarzwälder Kirschtorte. In ihrer Metzgerei, ein
kontinental Butcher unter Neuseeländischer Führung, beginnt die Arbeit bereits um 6:15 Uhr. “Wer kommt denn da?” meine Frage. Antwort: “Deutsche Rentner!” Wobei ich aber glaube, dass diese heute vor einer leeren Ladentheke
stehen, denn die besten Porterhouse-, Rump- und T-Bonesteaks, fast der gesamte Wurstvorrat, sowie 3 dicke Scheiben Speck befinden sich in Evas Tüte, die gerade vor mir im Zug sitzend vor sich hindöst, war ja auch ein langer und
anstrengender Tag für sie gestern, mit Prüfung bis 15 Uhr, die sie ihrer Meinung nach bestanden haben müsste, Abschiedsbier mit Rod im Pub “Young and Jacksons”, der mit übrigens dankenswerter Weise eine CD mit australischen
Vogelstimmen gebrannt hat, und der folgenden Abschiedsparty mit ihrer Schule in einem ganz passablen italienischen Restaurant. Neben mir am Tisch 4 Koreaner, die sich über 4 verschiedenen Gerichte – Spaghetti Carbonara,
Lasagne, Risotto Frutti di Mare und Kalbsteaks – unter entzückenden Ausrufen hermachten: Exotische Speisen für die zierliche Mädels, die jeden Teller leer aßen. War eine schöne Abschiedsfeier mit Geschenken für Evas Lehrer
(Mess und Rod, jedoch nicht unser Rod) und regem Adressaustausch unter den Studenten: Mal sehen, wen wir als erstes wieder in Europa sehen, denn obwohl wir nach Japan eingeladen sind, wird das 1. Wiedersehen bei uns zuhause
stattfinden; wir tanken in den nächsten Jahren erst mal Kraft, Zeit und Geld für die nächste Fernreise. Jetzt jedenfalls sind wir erst mal gespannt, wie unser Campervan aussieht.
19:20 in Marysville (Anm. der “Tippse”:
da Roberts Schrift manchmal etwas unleserlich ist und ich nur im Besitz einer Übersichtskarte von Australien bin, auf der nicht alle von den beiden besuchten Orte verzeichnet sind, können sich bei den Eigennamen durchaus Fehler
einschleichen, die ihr mir bitte nachsehen wollt!)
Alles hat reibungslos geklappt! Wir sind nun für 30 Tage stolze Besitzer eines schnuckeligen Campervans mit Porzellangeschirr, Kristallgläsern, Barbecue-Equipment,
Kühlschrank, Kochtöpfen, einem Teekesse, Besteck, Gaskocher, Spüle... Wirklich alles, was man sich für eine romantische Reise so wünschen kann. Nun, um 11 Uhr sind wir heute endlich losgestartet, nachdem wir 1,5 Stunden alles
Nötige im und am Campervan gecheckt und probiert hatte, und die 1. Station war erst einmal ein Supermarkt: Großeinkauf. Dann auf einen vielbefahrenen Highway raus aus Melbourne, hinein in die faszinierende Natur im Osten der
Stadt. Wie ich gerade beim Überschauen der Landkarte feststelle, springen wir von einem Naturreservat zum nächsten. Die Station für heut im einzelnen: Melbourne Airport (Tullamaine: Campervan-Depot – ach ja: der Zuständige dort
ist deutschstämmig. Seine Eltern flohen Ende der 40er Jahre aus Breslau nach Australien, er war damals 3 Jahre alt. Aber er spricht etwas Deutsch. Sein Name: Klaus!) - Fahrt nach Yarra Glen – auf dem Weg dorthin Stop am
“Sugarloaf Reserve”, einer der vielen Trinkwasserspeicher. Eva übernimmt das Steuer und fährt glatt (sehr unbefahrene Straße! Keine Angst!) auf der rechten Seite. - Es geht am Yarra River auf einer gewundenen Straße entlang:
viele Weingehöfte. Wichtiges “Weinanbaugebiet Viktorias, aber nicht hügelig, d.h. die Reben haben auch auf flachem Boden genug Sonne. - Vor uns liegt Healsville am Rande der Berge des Yarra Ranges National Parks, der blau uns
entgegenschimmert. Wir fahren mitten durch. Fantastischern Märchenwald! Farnbäume, Eukalyptusriesen, Sonne schimmert durch das Laubdach. - Gegen 15:30 Ankunft in Marysville, ein schon seit dem Beginn des letzten Jahrhunderts
begehrter Ausflugsort! Nettes, kleines Dorf mit dern Hauptsehenswürdigkeit des Savenson Wasserfalls, dem längsten Victorias (82 Meter stürzt er hinunter!) Bezaubernde Szenerie. Sind alleine dort. Am Parkplatz: Barbecue-Grill,
kostenlos. Wir schmeissen die ersten Steaks drauf und verzehren sie unter einer Holzüberdachung, die nach kurzer Zeit, wie auch der Wasserfall, erleuchtet wird. 18:00 Aufbruch ins Dorf zurück. Suche nach einem Pub, in dem
WM-Fußball gezeigt wird. Endlich eines gefunden! Argentinien gegen Schweden. 10 Minuten angeschaut, was passiert? Die Australier – weniger als die Hälfte interessiert sich für die WM – schalten um und gucken Kricket: Australien
gegen Pakistan. Such a pity! Werden bald zu unserem Campingplatz in der Nähe aufbrechen! Gute Nacht, Australia! PS: Heute gefahrene Kilometer: 140
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