Am Strand von Noosa am Montag, 1. Juli, um 15:30 Uhr
Alle 200 Kilometer nach Norden wird das Wasser um 0,5° C wärmer: hier am gut mit sonnenbadenden und in den Wellen planschenden Menschen gefüllten Strand
des Touristenortes Noosa Heads beträgt die Wassertemperatur 20° Celsius. Die Wellen hier sind weitaus flacher als an der Gold Coast, so dass Schwimmen gut möglich ist. Zu weit hinaus wagen wir uns aber trotzdem nicht, man kann
ja nie wissen! In den letzten 2 Tagen ist nichts Weltbewegendes, passiert, außer dass mir vorgestern an einem meiner oberen linken Backezähnen ein Stück weggebrochen ist, Eva am Campingplatz vor Brisbane bestohlen wurde (auf
der Wäscheleine fehlten morgens BH, Slip, T-Shirt und Jogginghose. Da hat sich wohl jemand komplett neu eingekleidet), ich gestern beinahe verrückt geworden wäre, da kein einziges Lokal das WM-Finale zeigen wollte, bzw. schon
geschlossen hatte, bis wir in einem Cafe einer Diskothek zusammen mit wenigen Betrunkenen mit Deutschland mitfiebern konnte, und natürlich – traurig, traurig, Deutschland den WM-Sieg verpasste. Aber meiner Meinung nach kann das
für das kommende WM-Turnier in Deutschland für die deutsche Mannschaft nur von Vorteil sein, denn so bleibt den noch relativ jungen Spielern der Erfolgshunger erhalten und im eigenen Land müssen wir einfach Weltmeister werden!
Ich jedenfalls bin stolz auf diese Nationalmannschaft, die wirklich im Finale auch schöne Fußballmomente gezeigt hat, und ich freue mich über das grandiose Comeback von Ronaldo. Nun aber Schluss mit Fußball! Wir sind schon
ziemlich froh, dass uns ab jetzt das qualvolle Suchen in der Dunkelheit nach einer fußballzeigenden Kneipe erspart bleibt. Gestern z.B. als wir rechtzeitig von Brisbane aufbrachen, um in einem etwas größeren Ort mit Namen
Nambour gemütlich nach solch einer Lokalität suchen zu können, kurvten wir – am Ende ziemlich genervt – insgesamt viermal an einer 20 Meter hohen dreidimensionalen Ananas herum , die auf eine Ananasplantage aufmerksam macht.
19:15 Uhr auf einer Rest-Area bei Gympie Was ist der Unterschied zwischen New South Wales und Queensland! Ganz kurz beschrieben: Toiletten, Wasserhähne
und Rastplätze. Genauer: In New South Wales findet man in jeder öffentlichen Toilette abseits der Stadtgrenzen ökologische Plumpsklos. Auch gibt es in diesem Staat selten Wasserhähne, aus denen stetig fließendes Wasser kommt.
Vielmehr muss man sich den Wasserstrahl erpumpen – wenn er überhaupt kommt – oder den Drehknopf des Hahnes mit einer Hand festhalten, damit er nicht wegen einer eingebauten Feder zurückschnellt und der Wasserstrom versiegt.
Queensland hingegen verfügt auf Rastplätzen über deutschen Klo- und Wasserhahnstandard und hat daneben noch eine Bequemlichkeit mehr zu bieten: Man darf auf den Rastplätzen neben dem Highway bis zu 20 Stunden stehen und somit
legal übernachten. Damit wäre auch das Kapitel des illegalen Übernachtens in Australien zumindest fürs Nächste abgeschlossen. Eines jedoch scheinen alle Staaten Australiens gemeinsam im Überfluss zu haben: Klopapier. Damit
von der Beschreibung unserer täglichen Badezimmerausstattung zur Beschreibung der Erlebnisse der letzten beiden Tage: Gestern, also am Sonntag, den 30. Juni, besichtigten wir Brisbane, die Hauptstadt von Queensland, drittgrößte
Stadt des Kontinents mit 1,7 Millionen Einwohnern. Schon als wir uns dem Stadtzentrum nähern, fällt uns der lebensfreudige und entspannte Ton auf, der die subtropische Stadt durchdringt: Freundliche weiß bemalte Straßenbrücken,
Palmen am Straßenrand, der Fluss Brisbane River zieht sich als glitzerndes Band durch das Zentrum mit seinen zahlreichen glasverspiegelten Hochhäusern. Unsere Stadtbesichtigung begann erst einmal damit, dass uns ein im
deutschen Nationalmannschaftstrikot gewandeter Mannheimer über den Weg lief, der uns in eine fußballfachmännische Diskussion verwickelte. Ihm entkommen schlenderten wir durch das chinesische Viertel der Stadt, in dem wir uns
seltsamerweise dazu entschlossen Japanisch zu essen. Weiter ging’s am Fluss entlang durch den sehenswerten Botanischen Garten über eine überdachte Fußgängerbrücke, auf der sich wiederum überdachte Spazierwege, die Dächer hübsch
mit Blumen verziert, durch das Kulturviertel mit Oper, Musikkonservatorium und Performing Arts Komplex winden. Und, sehr passend für Queensland, auf dieser Flussseite wurde ein öffentliches Sandstrandbad errichtet. Früher
einmal, 1988, befand sich auf diesem Gelände die Expo-Weltausstellung, von deren Gebäude aber kein Stein übriggelassen wurde. Aber auch die frischen Neubauten verströmen ihren Charme, der zur Zeit unserer Besichtigung noch
durch die Tatsache verstärkt wurde, dass zwischen diesen, auf Rasen- und Steinplattenflächen, ein fröhliches schottische Fest stattfand, das sich von Weitem schon mit Dudelsackklang ankündigte. Eine halbe Stunde verweilten wir
an dem Schauplatz mit den vielen Menschen, die Hälfte im Schottenrock, ehe wir wieder den Fluss überquerten, um uns dem Zentrum der Stadt zuzuwenden, die Fußgängerzone Queenstreet Mall, die ebenso wie viele öffentliche Plätze
in dieser Stadt teilweise überdacht wurde. Wir vermuten, dass dies auf die aggressive UV-Strahlung zurückzuführen ist, die mir persönlich schon im “kühlen “Winter” zu schaffen macht. Viel hat die Stadt nicht zu bieten,
vielleicht die City Hall mit dem hohen, schlanke Turm oder das Casino sind neben der Southbank hervorzuheben. Wir jedenfalls haben unser entspanntes, mal nicht nach Geschichte gierendes Bummeln durch die Stadt genossen, der man
vielleicht am besten das Attribut “Lebestadt” verpassen kann. Bevor ich jedoch zum heutigen Tag komme, doch noch zwei Notizen zur Geschichte der Stadt, denn ganz ohne Historie – ihr kennt uns ja – können wir doch nicht
auskommen. Zum einen möchte ich die Namensherkunft der Stadt erklären. 1823, also 45 Jahre nach der ersten weißen Besiedelung Australiens, sandte der damalige Govenor von New South Wales, Sir Thomas Brisbane, eine Expedition
nordwärts von Sydney, um einen geeigneten Ort für eine Strafkolonie zur Entlastung der überfüllten Gefängnisse in Sydney zu finden. Der Ort, an dem das heutige Stadtzentrum steht, wurde für geeignet befunden und ein Name für
diese neue Sträflingssiedlung lag auf der Hand: Brisbane. Ja, viele Städte in Australien müssen ihre Gründung auf die Ansiedelung von Verbrechern zurückführen – Zwischenbemerkung: Schon der Diebstahl eines Stück Brotes in
England war Grund genug, den Kleindieb ans (andere) Ende der Welt zu schicken!! – nur Melbourne bildet mit einigen anderen Städten eine Ausnahme: und darauf sind sie (und wir, denn wir fühlen uns nach den drei Monaten doch auch
als Melbourner!) mächtig stolz. Die andere Geschichte, die ich im Zusammenhang mit Brisbane erzählen möchte, hängt mit der in Australien bekannten “Brisbane Line”–Strategie zusammen. In den Tagen des 2. Weltkrieges wurde
Australien massiv von den japanischen Streitkräften bedroht. Die Gefahr einer Invasion lag in der Luft. Singapore war bereits von den Japanern besetzt, die Stadt Darwin, im Norden des Kontinents gelegen, wie auch Townsville an
der nördlichen Ostküste wurden von der japanischen Luftwaffe bombardiert, und im Hafen von Sydney konnten unbemerkt zwei japanische U-Boote eindringen, die jedoch bis auf den Schock bei der Bevölkerung Sydneys keinen weiteren
Schaden anrichteten. Angesicht dieser Bedrohung beschloss der australische Kommandeur der pazifischen Flotte General Douglas MacArthur einen Evakurierungsplan auszuarbeiten, der den gesamten Norden Australiens einschloss. Im
Falle eines japanischen Landangriffes wären alle Städte und Farmen des Nordens bis auf die Linie Brisbanes evakuiert worden und wer sich das mal auf der Landkarte genauer anschaut, weiß welch gigantisches Unterfangen das
gewesen wäre. Glücklicherweise wurde die “Brisbane Line”-Strategie nie Realität. Zum heutigen Tag: Es war ein Sonne-Sand-Schwimmen-Spazieren- und Schiffahr-Tag, also Faulenzen pur! Vormittags eine Motorbootfahrt zu zweit
(ganz einfach problemlos zu mieten!) den Noosa-River entlang, vorbei an wohlhabenden Strandhäusern, unter Brücken hindurch, auf eine Salzsee zusteuernd, an Mangrovenwälderküstenstreifen entlang. Herrlich! Mittagessen am Rand
des Noosa NP, direkt am Strand, kleiner Spaziergang an der Küste des NP entlang, dabei die Surfer beobachtend. Nachmittags Schwimmen im Pazifik und Versuche selbst – ohne Surfboard – Welle zu reiten. Aber nicht dass ihr jetzt
denkt, das geht die nächsten Tage so weiter! Morgen schon starten wir zu einer stundenlangen Wüstensandwanderung. Aber dazu dann demnächst! Es rentiert sich in jedem Fall am Ball zu bleiben! Aber jetzt ist wirklich Schluss mit
Fußball! In den letzten beiden Tagen gefahrene km: 306
|